Aus dem Handball Archiv (2/6)

Aus dem TVZ Handball-Archiv

Vom Turnverein zum
erfolgreichen Handballklub

Vom Turnverein zum erfolgreichen Grossfeld-Klub
und schliesslich zum Hallenhandball.

Aus dem TVZ-Archiv (2/6) 

Quelle: Zofinger Tagblatt / Melanie Gamma

Nach 15 Jahren in der Nationalliga A steigt der TV Zofingen am Ende der Saison 1987/88 in die Nationalliga B ab. «Nur fünf Jahre sind es her, dass der TV Zofingen letztmals Schweizer Meister wurde. Die Mannschaft von damals bestand zum überwiegenden Teil aus Spielern, die dem eigenen Nachwuchs entsprangen. Zofingen genoss lange Jahre wegen seiner sauberen und fairen Vereinspolitik, die ganz auf Kameradschaft und Idealismus basierte, selbst bei der Konkurrenz hohes Ansehen. Doch immer stärker wurde der Einfluss jener Kräfte, denen es nicht mehr genügte, im amateurhaften Sinne ein profihaftes Dasein zu fristen», so die Analyse.

Im Oktober 1999 verstirbt der ehemalige Zofinger Spieler und Schweizer Internationale Peter Weber im Alter von 37 Jahren an einer heimtückischen Viruserkrankung. Im November 2000 stürzt der Zofinger Handballer Dominik Frank beim BZZ von einer Mauer und erleidet tödliche Verletzungen.

Eines des schwärzesten Kapitel in der Vereinsgeschichte erlebten die Zofinger Handballer um die Jahrtausendwende. Ende der 90-Jahre häufen sich die Schulden auf über 100 000 Franken an, die «Liquidität stellt im Moment ein grösseres Problem dar», heisst es an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 20. Januar 1999. Die Ausgabenseite muss von 450 000 auf 350 000 Franken pro Jahr reduziert werden. Und es kommt noch schlimmer: Bis im Juni 2000 sind die Schulden auf 200 000 Franken angestiegen. Im Dezember 2001 starten die TVZ-Handballer die Aktion Rettungsring, denn «dem TV Zofingen Handball steht das Wasser bis zum Hals». Erst im Februar 2004 ist der TVZ wieder schuldenfrei und hat dank grosszügiger Unterstützung von Gläubigern und Sponsoren die Schulden von maximal 320 000 Franken abgetragen.

Nur einige Wochen nach dem daraufhin entlassenen Ungarn Janos Molnar bleibt im Januar 2001 auch Lukas Loretz wegen Cannabis-Konsum in einer Dopingprobe hängen.

In der Saison 2002/03 gibt es sportliche Negativschlagzeilen. In 28 Runden in der NLA holen die Thutstädter keinen Punkt und schliessen das Abstiegsjahr mit einer Tordifferenz von -476 ab. Im November 2002 setzt es bei Wacker Thun sogar das Schweizer Rekord-Ergebnis von 9:48 ab.

Im Jahr 2010 entwickelt der TV Zofingen die «Vision 2020», die die ehemalige Hochburg wieder zu einem nationalen Spitzenklub machen soll. Noch ist 2020 nicht erreicht, doch das Ziel ist in weite Ferne gerückt. Am Ende der Saison 2015/16 – und damit ein Jahr nach dem Rückzug des Frauen-Fanionteams aus der höchsten Liga – steigen die Thutstädter in die 1. Liga ab und treten freiwillig den Gang in die 2. Liga an.

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Aus dem Handball Archiv (3/6)

Aus dem TVZ Handball-Archiv

Zweimal das Mass der Dinge

Die grössten Erfolge feierten die Zofinger Handballer 1978 und 1983.

Aus dem TVZ-Archiv (3/6) 

Quelle: Zofinger Tagblatt / Michael Wyss

Jubel nach dem ersten Meistertitel: Max Schär und die Zofinger feiern nach dem entscheidenden Spiel in der Saalsporthalle. (Bild: R.P.)

Nach den Zuzügen der Internationalen Hans Huber und Ueli Nacht steigen die Thutstädter als Favoriten in die Saison 1977/78. Dann zum Jahresende die ernüchternde Bilanz des Teams von Trainer Christian Linder: Nur neun Punkte aus neun Spielen und sieben Zähler Rückstand auf das Duo BSV Bern und Grasshoppers. In der zweiten Hälfte der Meisterschaft legen die Zofinger aber deutlich zu und haben in der letzten Partie noch die Chance, den um einen Punkte vorne liegenden Leader GC zu überholen. Dafür muss im letzten Spiel – vor 2800 Zuschauern in Zürich – ein Sieg her. Nach einem 14:15-Rückstand verdienen sich die Gäste bis fünf Minuten vor dem Ende einen 18:15-Vorsprung, der letztlich in einen 18:17-Erfolg verwandelt wird. Neben Huber und Nacht gehören Max Schär, Dieter Hottiger, Markus Berchtold, Toni Steinmann, Paul Burn, Albrecht Gurtner, Heinz Lüscher, Richard Wullschleger, Christian Kaderli, Gerhard Brüderlin und Hans-Ruedi Hottiger zum Team.

Am 7. Mai 1983 findet gegen den BSV Bern das letzte Meisterschaftsspiel der Saison statt – und anschliessend im Rathaus Zofingen die offizielle Meisterfeier. Der TV Zofingen mit Trainer Ranko Jankovic (Sportpädagoge aus Jugoslawien) entscheidet die Meisterschaft diesmal mit sechs Punkten Vorsprung auf die Grasshoppers deutlich für sich. Ab dem zehnten Spieltag liegt der TVZ vorne und feiert zehn Siege in Serie.

In den Jahren 1978, 1983 und 1984 darf der TV Zofingen dreimal am Europacup teilnehmen. Am weitesten kommen die Zofinger im Frühjahr 1984, als sie im Cup der Meister bis in den Viertelfinal vorstossen und dort am späteren Sieger Dukla Prag scheitern.

Der Zofinger Martin Keller wird 1986 der vierte Zentralpräsident des Schweizerischen Handballverbandes.

Nach acht erfolglosen Anläufen gelingt dem TV Zofingen unter Spielertrainer Jesper Christensen und Coach Max Schär in der Saison 1996/97 wieder der Aufstieg in die höchste Liga. «28 Spiele lang ging es auf und ab, erfolgs- und stimmungsgsmässig, ehe der überraschende Aufstieg feststand. Diesmal stand das Glück auf Zofinger Seite», schrieb Reiner Schmitt im Zofinger Tagblatt. Eine Woche später schaffen die Frauen die Promotion für die NLB.

Prägende Figuren gibt es beim TV Zofingen in all den Jahren viele – vor und hinter den Kulissen. Am sportlich erfolgreichsten sind wahrscheinlich die Linkshänder Max Schär und Hans «Höse» Huber. Schär ist mit 279 Länderspielen bis heute Schweizer Rekordinternationaler, Huber bekleidet mit 211 Einsätzen Platz vier in der Ewigenrangliste und wurde für die Weltauswahl aufgeboten.

Insgesamt kommen die 25 Internationalen, die in ihrer Karriere einmal für den TV Zofingen gespielt haben, zusammen auf 1637 Länderspiele in der A-Nationalmannschaft. Der Letzte, der es als aktueller TVZ-Spieler in die Landesauswahl schafft, ist 1991 der linke Flügel Daniel Schweizer. Bei den Frauen kommen die 16 Spielerinnen mit TVZ-Vergangenheit auf 217 A-Länderspiele. Die letzte vom TVZ nominierte Akteurin ist Pascale Wyder 2014.

Mittlerweile hat der 84-jährige gelernte Schriftsetzer die mehr als 50 Ordner dem Zofinger Tagblatt vermacht. «Es ist mir nicht schwer gefallen, das Archiv abzugeben», erklärt der Zofinger, «meine Verbindung zum Handball ist nicht mehr dieselbe wie früher.» Zwar gehört Reiner Schmitt immer noch dem Männerturnverein an und trifft sich oft mit alten Turn- und Handballkameraden, aber die aktive Beteiligung am Handball-Geschehen in der Thutstadt hat seit 2001 stetig abgenommen. «Früher habe ich noch alle persönlich gekannt und hatte deshalb eine enge Beziehung zum Verein», sagt Reiner Schmitt, «in den letzten Jahren war das aber nicht mehr so.» Trotzdem wünscht sich das Ehrenmitglied, dass der in die 2. Liga «abgestürzte» TVZ dereinst wieder an Glanz gewinnt: «Es wäre schön, wenn die einstige Hochburg TV Zofingen in der Handballschweiz wieder eine gewisse Bedeutung erlangen würde.»

 

Aus dem Handball Archiv (4/6)

Aus dem TVZ Handball-Archiv

Tragische Verluste

Auch Tiefpunkte gab es in der Geschichte der Handballer.

Aus dem TVZ-Archiv (4/6) 

Quelle: Zofinger Tagblatt / Melanie Gamma

Nach 15 Jahren in der Nationalliga A steigt der TV Zofingen am Ende der Saison 1987/88 in die Nationalliga B ab. «Nur fünf Jahre sind es her, dass der TV Zofingen letztmals Schweizer Meister wurde. Die Mannschaft von damals bestand zum überwiegenden Teil aus Spielern, die dem eigenen Nachwuchs entsprangen. Zofingen genoss lange Jahre wegen seiner sauberen und fairen Vereinspolitik, die ganz auf Kameradschaft und Idealismus basierte, selbst bei der Konkurrenz hohes Ansehen. Doch immer stärker wurde der Einfluss jener Kräfte, denen es nicht mehr genügte, im amateurhaften Sinne ein profihaftes Dasein zu fristen», so die Analyse.

Im Oktober 1999 verstirbt der ehemalige Zofinger Spieler und Schweizer Internationale Peter Weber im Alter von 37 Jahren an einer heimtückischen Viruserkrankung. Im November 2000 stürzt der Zofinger Handballer Dominik Frank beim BZZ von einer Mauer und erleidet tödliche Verletzungen.

Eines des schwärzesten Kapitel in der Vereinsgeschichte erlebten die Zofinger Handballer um die Jahrtausendwende. Ende der 90-Jahre häufen sich die Schulden auf über 100 000 Franken an, die «Liquidität stellt im Moment ein grösseres Problem dar», heisst es an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 20. Januar 1999. Die Ausgabenseite muss von 450 000 auf 350 000 Franken pro Jahr reduziert werden. Und es kommt noch schlimmer: Bis im Juni 2000 sind die Schulden auf 200 000 Franken angestiegen. Im Dezember 2001 starten die TVZ-Handballer die Aktion Rettungsring, denn «dem TV Zofingen Handball steht das Wasser bis zum Hals». Erst im Februar 2004 ist der TVZ wieder schuldenfrei und hat dank grosszügiger Unterstützung von Gläubigern und Sponsoren die Schulden von maximal 320 000 Franken abgetragen.

Nur einige Wochen nach dem daraufhin entlassenen Ungarn Janos Molnar bleibt im Januar 2001 auch Lukas Loretz wegen Cannabis-Konsum in einer Dopingprobe hängen.

In der Saison 2002/03 gibt es sportliche Negativschlagzeilen. In 28 Runden in der NLA holen die Thutstädter keinen Punkt und schliessen das Abstiegsjahr mit einer Tordifferenz von -476 ab. Im November 2002 setzt es bei Wacker Thun sogar das Schweizer Rekord-Ergebnis von 9:48 ab.

Im Jahr 2010 entwickelt der TV Zofingen die «Vision 2020», die die ehemalige Hochburg wieder zu einem nationalen Spitzenklub machen soll. Noch ist 2020 nicht erreicht, doch das Ziel ist in weite Ferne gerückt. Am Ende der Saison 2015/16 – und damit ein Jahr nach dem Rückzug des Frauen-Fanionteams aus der höchsten Liga – steigen die Thutstädter in die 1. Liga ab und treten freiwillig den Gang in die 2. Liga an.

Aus dem Handball Archiv (5/6)

Aus dem TVZ Archiv

Von Pionieren und Tormaschinen

Der Blick zurück auf Ausnahmesportler, Interessantes und Skurriles.

Aus dem TVZ-Archiv (5/6) 

Quelle: Zofinger Tagblatt / Michael Wyss

Ein richtiger Zofinger Sportfan verbrachte den Samstagabend  an den Handballspielen in der MZH oder im BZZ. (Bild: zvg)

Eine enorm wichtige Rolle in der Entwicklung des TV Zofingen zum erfolgreichen Handballverein nimmt René Bill ein. Seine Spielerkarriere lanciert der gebürtige Strengelbacher im NLB-Feld-Team. Er ist auch der einzige Zofinger Spieler, der jemals für ein Grossfeld-Handballspiel der Nationalmannschaft aufgeboten wird (1965). «Als der Boom im Hallenhandball einsetzte, fand der mittlerweile zum Spielertrainer ernannte Goalgetter auch hier die richtige Einstellung», heisst es im Artikel zum Ende seiner Aktiv-Laufbahn 1977.

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René Bill ist von 1956 bis 1972 Spielertrainer, steigt mit dem TVZ 1973 in die NLA auf und führt die Thutstädter letztmals von 1978 bis 1981. Der TV Zofingen kann sich aber nicht nur als Handball-Verein einen Namen machen. Im Jahr 1978 organisieren die Zofinger einen Drei-Länder-Kampf der Kunstturnerinnen aus China, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz (mit der bekannten Romy Kessler). «Es war ein wahres Festival der hohen Turnkunst.» Im gleichen Jahr macht die Handball-C-Weltmeisterschaft in Zofingen Halt. 2200 Zuschauer sehen die Partie zwischen der Schweiz und Italien, die der Gastgeber mit 27:15 für sich entscheidet.

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Vom 4. bis 13. April 1980 absolvieren die Zofinger Handballer auf Einladung des ivorischen Handballverbandes ein Trainingslager an der Elfenbeinküste. Unterkunft, Essen und Reisen an der Elfenbeinküste übernimmt der Gastgeber, die Kosten für die Impfungen, das Visum und sonstige Auslagen muss jeder Teilnehmer selber berappen. Im Aufgebot des Vereins steht: «Wir erwarten, dass jeder Teilnehmer durch korrektes Auftreten die Bemühungen unserer Gastgeber honoriert.»

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In der Blütezeit der Nationalliga A sind die Partien von Zofingens Handballer ein Publikumsmagnet. Die Mehrzweckhalle und das BZZ platzen zum Teil aus allen Nähten. Den besten Zuschauerschnitt erreicht der TVZ in der Meistersaison 1977/78. Die Heimspiele verfolgen durchschnittlich 1300 Fans mit. Mehrmals können die Thutstädter in all den Jahren die 2000er-Marke knacken. Ab 1980 erreicht der Durchschnitt nie mehr über 1000 Zuschauer.

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«Das teuerste Schweizer Handball-Tor» bis dahin erzielt Max Schär am 26. Februar 1986 gegen Polen. 16-mal 3000 (48 000) Franken bezahlt der Schweizerische Handball-Verband den Spielern, weil sie mit dem 18:17-Sieg den Einzug in die A-WM-Hauptrunde erreichen.

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«Zofinger landen Transfer-Coup» titelte das Zofinger Tagblatt 1992. Mit Jae-Won Kang kann einer der weltbesten Handballer verpflichtet werden. Der Haken daran: Die Meldung war am 1. April in der Zeitung.

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In der Saison 1994/95 spielt der Norweger John Petter Sando für die Zofinger. Und der Mann mit den Händen wie Klodeckel schafft innerhalb weniger Stunden etwas Bemerkenswertes: In drei Spielen (NLB, 1. Liga und 2. Liga) erzielt der sympathische Nordländer insgesamt 36 Treffer.

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In der Ewigenrangliste der NLA-Teams bekleidet der TV Zofingen immer noch den elften Platz. In 21 Saisons absolvieren sie 462 Partien, gewinnen davon 178, spielen 51-mal Remis und holen insgesamt 407 Punkte. Die Rangliste führt Pfadi Winterthur mit 1552 Zählern an.